So, jetzt wage ich mich mal an einen “Ersteindruck”.
Kurzversion: Ich kann es mir im Prinzip einfach machen: Ich sehe (besser höre) es genauso wie Thomsen es beschrieben hat (was ja bei Hörberichten selten vorkommt).
Langversion: Bisher konnte ich bei allen Geräten, die ich so gehört habe, recht schnell ein klares Feedback geben. Das war beim X9000 gänzlich anders. Ich hörte und dachte mir: interessant. Was kann ich dazu sagen? Schon etwas und dann doch wieder nicht … also noch weiter hören. Ging gestern den ganzen Tag über. Auch jetzt denke ich immer noch, eigentlich muss ich weiter hören, um etwas Fundiertes dazu sagen zu können.
Das Erste, was ich sagen will, ist, dass der L700 Mk2 ein sehr guter Kopfhörer ist. Um nicht zu sagen ein sehr, sehr guter. Gerade für den dafür aufgerufenen Preis. Mein erster STAX war ein L700 Mk1. Faszinierend in den Details, luftig usw. Aber mir (im Hochton) zu anstrengend. Deshalb der Versuch dem mit dem 007 Mk2 entgegenzusteuern. Was soll ich sagen, der war das Gegenteil. Für den musste erst noch ein Verstärkerwechsel her, denn der Tubeamp von STAX konnte den nicht antreiben. Auch am Paltauf konnte er mich dann nicht überzeugen, die Stimmen waren weiter distanziert. Der Bass war natürlich mächtig, aber kauft man dafür einen STAX? Ich konnte dann den begehrten 007 Mk1 (mit der guten Seriennummer
) hier bekommen und ihn gegen den L700 Mk2 hören. Ich habe mich dann kurzerhand für den L700 Mk2 entschieden. Ob es bei einem längerem Vergleich auch so ausgegangen wäre, kann ich nicht sagen.
Jetzt also L700 Mk2, ein fantastischer Kopfhörer, gegen den X9000. Gut ist, dass der X9000 (obwohl er so mächtig aussieht) nur ca. 60 Gramm mehr wiegt wie der schon angenehm leichte L700. Ich mag es nicht, wenn ich Gewicht auf dem Kopf habe. Hören soll entspannend sein, nicht belastend.
Das geht mit dem X9000 genauso. Es sind zudem zwei verschiedene Kabellängen dabei. Ich habe jetzt das kurze genommen.
Was kann man noch sagen? Er ist absolut langzeittauglich ohne langweilig zu sein. Nach dem L700 Mk1 war ich immer fertig. Es war ein intensives Hörerlebnis, aber eben am Ende (für mich) dann doch anstrengend. Erinnert mich ein bisschen an meine Max 1 Lautsprecher, die ich mal hatte. Faszinierend, aber eben nicht entspannend. Der L700 Mk2 ist da deutlich angenehmer. Und jetzt kam der X9000. Ich habe mir dann manchmal gedacht, er muss Details verschlucken, sonst geht das doch gar nicht mit dem relaxt hören. Und dann höre ich wieder Sachen, die ich zuvor nicht gehört habe. Also das kann es nicht sein. Man merkt, dass es ein Kopfhörer für Genusshörer ist, die aber dennoch die Wahrheit wissen wollen. Also kein Weichspüler, obwohl er schön spielt. Man merkt auch, dass da ganz viel Know-How und sehr viel Erfahrung drin steckt.
Ein KH, der nicht auf dem Markt ist, um sich beim Rennen der Einzeldisziplinen ins Rampenlicht zu stellen, mit erhobenen Händen und laut jubelnd unter einem Blitzlichtgewitter den Zieldurchlauf zu absolvieren. Nein, Du denkst wo ist er denn und siehst ihn dann plötzlich auf der Bank im Zielbereich sitzen. Er ist schon da. Keiner hat es bemerkt, aber er war Erster. So kommt mir das vor. Ich kann noch nicht entschlüsseln, wie er es macht, aber er ist da. Sehr souverän. Kein Angeber. Kein Zauderer. Kein Plauderer. Er macht es. Punkt.
Manchmal denke ich mir, jetzt vielleicht noch einen Tick mehr Punch. Und dann bemerke ich, dass meine Füße bei Liedern mitwippen, die man auf das erste Hören gar nicht damit in Verbindung bringen würde. D.h. der Takt ist da. Und Takgefühlt hat er. Der Bass wirkt, ohne dass er anzüglich wird. Man könnte den X9000 einen Schelm nennen, der einen hinters Licht führt. Er sieht mächtig aus, dann gibt er Dir zu spüren, hey, ich bin eigentlich sanft und bedacht nur um dann am Ende festzustellen, während er Dich in Sicherheit gewiegt hat, dass er das 300 kg Klavier ohne fremde Hilfe auf die andere Zimmerseite gestellt hat. Und Du hast es gar nicht bemerkt.
Jetzt noch zu etwas, was ich bisher von Kopfhörern nicht kannte. Ich habe bisher unterschieden zwischen Hören mit KH und Hören mit LS. Und es gab für mich einen Kopfhörerklang und einen Lautsprecherklang. Ich habe die Unison Max 2 hier zum Hören. Wenn ich mit dem STAX X9000 höre, fühlt es sich so an, als würde ich mit meinen LS hören. Natürlich nicht vollständig, weil physikalisch wohl unmöglich, aber wenn ich nicht bewusst drüber nachdenke und genau hinhöre, dann höre und vor allem fühle ich so, wie wenn ich mit den LS höre. Es ist alles größer geworden. Es ist zum ersten Mal Raum da. Natürlich lassen sich die Instrumente nicht so verorten, wie beim Hören über LS. Aber je nach Stück, lösen sie sich von den KH. Es entsteht eine Bühne. Ich würde nicht einmal sagen, eine kleine, denn das würde dem Gebotenen nicht gerecht werden. Aber eben nicht so weit weit nach innen geschoben, eher schräg vom eigentlichen KH weg. Sehr, sehr interessant. Wahrscheinlich macht es das so einfach. Abrupter Einschub: Ein Klavier klingt wie ein Klavier. Es hat Körper, Fülle.
Ich werde jetzt einfach mal einige Zeit damit hören und dann erst zurück gehen zum L700 Mk2. Vielleicht fallen mir dann noch mehr Unterschiede auf. Ich bin kein Vielhörer. Weder am LS noch am KH. Aber der X9000 könnte das ändern.
Edit: Zuspieler ist ein Apple Mac Mini mit Audirvana und Qobuz, ein SPL Director Mk2 und eben der Paltauf STAX KHV.